Walpurga Weiß ist seit 2019 die Geschäftsführerin des Forum Umweltbildung. Die promovierte Ernährungswissenschaftlerin arbeitet mit einem interdisziplinären Team. Dabei beschränken sie sich nicht nur auf Schulen, sondern erreichen auch Lehrende in anderen Bildungskontexten. Karin Chladek führte ein Interview mit ihr.
NB: Liebe Walpurga, was ist euer Ansatz beim Forum Umweltbildung?
WW: Beim Forum Umweltbildung arbeiten wir mit dem Ansatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das bedeutet für uns, Lernräume zu schaffen, in denen Menschen – unabhängig von Alter oder Hintergrund – Fähigkeiten und Wissen erwerben können, um sich aktiv und verantwortungsvoll an einer nachhaltigen Gesellschaft zu beteiligen. Dabei geht es nicht nur um Umweltthemen, sondern auch um soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge und die Frage, wie wir gemeinsam zukunftsfähige Lebensweisen gestalten können. Wir unterstützen Bildungsakteur*innen mit praxisnahen Materialien, Fortbildungen und Impulsen, die BNE in der konkreten Bildungsarbeit verankern.
NB: Geht es euch primär um Schulbildung?
WW: Nicht nur. Schulbildung ist ein wichtiger Bereich, aber wir verstehen Bildung für nachhaltige Entwicklung als lebenslangen Prozess. Deshalb richten sich unsere Angebote auch an die außerschulische Bildungsarbeit, an die Elementarpädagogik, die Erwachsenenbildung und an Menschen, die in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen Bildungsprozesse gestalten – etwa an Berufsbildungsinstituten, Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe oder der Jugendarbeit.
NB: Ist das, weil die Schulen sehr überfrachtet sind?
WW: Auch. In der Schule kommt vieles zusammen, und Lehrkräfte stehen unter großem Druck. Aber es geht nicht nur darum. Menschen lernen auf unterschiedliche Weise und an ganz verschiedenen Orten, nicht nur im Klassenzimmer. Wir im Forum Umweltbildung nehmen diese Vielfalt ernst. Wir setzen darauf, dass Lernen im Alltag, in der Arbeit, im sozialen Umfeld oder in der Freizeit genauso bedeutsam sein kann wie im formalen Bildungssystem. Deshalb braucht es Bildungsangebote, die über die Schule hinausdenken und an verschiedenen Lebensrealitäten ansetzen.
NB: Ihr macht ja eher „train the trainer“, oder?
WW: Ja, genau. Wenn wir Multiplikator*innen schulen, ist das breitenwirksamer, als wenn wir selbst direkt an Schulen gehen. Unsere Materialien sind zwar für Schüler*innen oder Jugendliche gedacht, doch wir arbeiten vor allem über Multiplikator*innen, die sie in ihrer Praxis einsetzen. In der bundesweiten Jugendarbeit – etwa über die Plattform boJA – sind wir gut vernetzt. Lernen findet dort unter ganz anderen Bedingungen statt als in der Schule mit ihren festen Strukturen und Zeiten. In der offenen Jugendarbeit spielen Freiwilligkeit, Beziehungsarbeit und die Aufmerksamkeitsspanne der Jugendlichen eine große Rolle. Deshalb entwickeln wir auch spielerische Zugänge und interaktive Formate, die sich gut an unterschiedliche Kontexte anpassen lassen
NB: Wovon hängt eure Arbeit konkret ab?
WW: Unsere Arbeit hängt stark davon ab, wie Bildungspolitik und Förderstrukturen BNE ermöglichen und unterstützen. Auch Kooperationen mit Bildungseinrichtungen, Netzwerken und engagierten Fachkräften vor Ort sind entscheidend. Inhaltlich orientieren wir uns an aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie etwa Klimakrise, soziale Gerechtigkeit oder Verlust der Vielfalt und daran, wie diese Themen in Bildungsprozesse eingebunden werden können. Nicht zuletzt spielt auch die Rückmeldung aus der Praxis eine wichtige Rolle: Wir entwickeln unsere Materialien und Formate kontinuierlich weiter, basierend auf dem, was in konkreten Bildungssituationen gebraucht wird.
NB: Danke für das Gespräch!
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